Intro
Heute berichten wir von einem Identitätsworkshop mit 20 repräsentativen, freiwilligen Teilnehmern aus einer Organisation mit mehreren hundert Mitarbeitern. Die Aufgabenstellung war, eine erste Identitätsbeschreibung zu formulieren.
Die Art von Aufgabe erinnert mich immer an die Arbeit eines Bildhauers, der sagt: „Das Kunstwerk ist im Werkstück schon drin, ich lege es nur frei.“
Bedeutung
Die Klärung der Identität einer Organisation ist deshalb so wichtig, weil sie Einfluss auf fast alles weitere in einer Organisation hat, quasi die Quelle für einen zukünftig großen Strom ist. Ein Beispiel aus meiner Beratungstätigkeit: „Wir transformieren uns von einer Regeleinhaltungs-Polizei, die alle unter Generalverdacht stellt, zu einem Prozessbegleiter und -berater auf der Grundlage von allseits transparenten Daten“. Eine solche Veränderung/Entwicklung der Identität kann große Auswirkungen haben auf (unvollständige Aufzählung):
· Vision und Strategie Beispiel: Sind wir egozentrisch, und geht es uns um unsere Prosperität, oder sind wir kundenzentriert, und geht es uns in erster Linie um die Prosperität unserer Kunden?
· Überzeugungen und gelebte Werte, Identifikation der einzelnen Mitarbeiter mit der Organisation und damit deren Inspiration, die intrinsische Motivation, das Engagement Beispiel: Geht es uns nur um unseren momentanen Wohlstand oder um das Wohlbefinden aller Menschen, die mit uns zusammenarbeiten oder gar um Nachhaltigkeit im weiteren Sinne?
· Nutzenversprechen für Kunden, adressierte Marktsegmente, Marktpositionierung / Differenzierung im Vergleich zu Marktbegleitern – also insgesamt meine Interaktionen mit Märkten und Kunden Beispiel: Reagieren wir auf Kundenbedarf, oder antizipieren wir zukünftigen Bedarf oder sind wir gar die, die neue Bedarfe generieren?
· Portfolio, Kernkompetenzen, Funktionen / Prozesse, Organisationsform – also insgesamt die Fähigkeiten der Organisation Beispiel: Wen und wie stellen wir eigentlich ein und wie entwickeln wir diese Menschen?
· die Art des Führens, die Haltung der Mitarbeiter, die Verhaltensmuster Einzelner und in der Zusammenarbeit – also insgesamt die Unternehmenskultur (Beispiel: Ist Führung ein Privileg oder eine Dienstleistung? Gelingt uns Fokus und Empowerment?)
· …
Damit ist die Klärung einer (zukünftigen) Identität also ein sehr wichtiger Schritt in einer sehr frühen Phase der Strategiearbeit. Und was sind nun die großen Herausforderungen dabei für einen entsprechenden Workshop?
Herausforderungen
1. Philosophisch ist „Wer bin ich“ eine der schwersten Fragen, noch dazu als Gemeinschaft. Geht eine solche Klärung überhaupt an einem Tag, oder ist das nicht eher ein Prozess über einige Monate? Ja, in einer großen Organisation kann es bis zu einer finalen Verabschiedung einer Identität schon einige Wochen dauern. Umso wichtiger ist, einen starken ersten Entwurf mit maximaler Beteiligungsorientierung und damit kollektiver Intelligenz einer Organisation zu erreichen. Mit einer starken Formulierung folgt dann der eigentlich erfolgskritische Teil der Identitätsarbeit: Die Erklärung, das Storytelling zu dieser knappen Formulierung und eine breite Diskussion in einer Organisation auf allen Ebenen zu der Frage: Was bedeutet das für uns ganz konkret? Leben wir das wirklich? Die Formulierung einer Identität, nur um Inhalt für die Homepage zu haben, und niemand in der Organisation kennt und reflektiert das, ist auch einen eintägigen Workshop nicht wert. In unserem Fall wurde jedenfalls die Frage, „Wie gut war die Zeit investiert?“ auf einer 10er Skala mit 8,8 bewertet.
2. Ist das nicht ein entsetzlich langweiliger und schwieriger Tag, mit 20 Teilnehmern an der Formulierung von ca. 4 Zeilen Text zu arbeiten? Nicht zwangsläufig, wenn man zum Beispiel für einzelne Phasen des Workshops Gamifizierung verwendet und im Workshop wechselnd zusammengesetzte Arbeitsgruppen mal im Wettbewerbsmodus und mal im Kooperationsmodus arbeiten lässt. In unserem Fall wurde jedenfalls die Frage, „Wie gut war Konzept und Moderation?“ ( Bernhard Dr. Schmalzl und Eva-Maria Schmalzl ) auf einer 10er Skala mit 9,7 bewertet.
Ergebnis
Das Ergebnis eines solchen mit viel Erfahrung konzipierten Workshops ist nicht nur eine 80% Beschreibung der Identität für weitere, wenige Diskussionen mit weiteren Personenkreisen.
Auch die Tatsache, dass überhaupt ein Format durchgeführt wird, in dem 20 Vertreter aus allen Abteilungen einer Organisation mit vielen hundert Mitarbeitern über ein nicht operatives Thema diskutieren können, wird als sehr bereichernd empfunden. Das Erleben einer betriebsinternen Vielfalt und abteilungsübergreifender Zusammenarbeit deckt ein grundsätzliches Bedürfnis vieler Mitarbeiter und ist per se identitätsstiftend, sogar ganz unabhängig davon, ob das Ergebnis groß und gut ist.
Ist dir die Identität deiner Organisation (Team, Gruppe, Abteilung Bereich, Direktion, Gesamtunternehmen) klar? Haben deine Kollegen exakt die gleiche Vorstellung wie du? Teile gerne Deine Erfahrungen und Schlussfolgerungen!
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