Führung bedeutet mehr als Mitarbeiter zur Höchstleistung anzutreiben zur Profitmaximierung.
Menschenentwicklung bei den Benediktinern
In der Regel Benedikts finden sich besonders in drei Kapiteln Empfehlungen für die Entwicklung der Mitbrüder:
Im Kapitel 2 über den Abt steht: „Er muss wissen, welch schwierige und mühevolle Aufgabe er auf sich nimmt: Menschen zu führen und der Eigenart vieler zu dienen. Muss er doch dem einen mit gewinnenden, dem anderen mit tadelnden, dem dritten mit überzeugenden Worten begegnen. (RB 2,31)“ und auch „Nach der Eigenart und Fassungskraft jedes einzelnen soll er sich auf alle einstellen und auf sie eingehen. So wird er an der ihm anvertrauten Herde keinen Schaden erleiden, vielmehr kann er sich am Wachsen einer guten Herde freuen. (RB 2,32)“. Daraus wird klar: Der Abt soll die Individualität jedes Mönchs bewusst wahrnehmen und gezielt fördern.
Im Kapitel 27 über die Sorge des Abtes für die Ausgeschlossenen steht: „Mit größter Sorge muss der Abt sich um die Brüder kümmern, die sich verfehlen, denn nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. (RB 27,1)“. Hier wird die Verantwortung des Abts betont, auch fehlgeleitete Brüder mit Geduld und Fürsorge zurückzugewinnen.
Im Kapitel 64 zu „Einsetzung und Dienst des Abtes“ finden wir: „Der eingesetzte Abt bedenke aber stets, welche Bürde er auf sich genommen hat und wem er Rechenschaft über seine Verwaltung ablegen muss. (RB 64,7)“. Dies zeigt die tiefe Verantwortung des Abts für die geistliche Reifung der Mönche. „Er wisse, dass er mehr helfen als herrschen soll. (RB 64,8)“. Benedikt fordert den Abt also auf, seine Brüder mit Empathie und Geduld zu führen, nicht mit Härte. Auch steht dort: „Er suche, mehr geliebt als gefürchtet zu werden. (RB 64,15)“. Der Abt soll also mit Weisheit und Güte führen, um die Entwicklung seiner Brüder zu fördern. Gute Führung bedeutet, Potenziale zu erkennen, Menschen zu ermutigen und zu befähigen, anstatt sie zu unterdrücken. Und in „So halte er in allem Maß, damit die Starken finden, wonach sie verlangen, und die Schwachen nicht davonlaufen. (RB 64,19)“ zeigt sich die individuelle Förderung als ein zentraler Aspekt des Führens.
Zusammenfassend sieht Benedikt den Abt also als Hirten, der mit Geduld, Liebe und Weisheit seine Brüder auf ihrem geistlichen Weg begleitet. Menschlichkeit im Einzelnen zu entdecken und zu wecken, ist der alleinige Auftrag. Führung ist nicht Herrschaft, sondern eine inspirierende Aufgabe: herausfordern, ermutigen, begleiten und befähigen. Im Zentrum stehen der Einzelne und die Gemeinschaft, nicht die Leistung.
Dem Autor gefällt auch ein wunderbar zusammenfassendes Zitat des deutschen Theologen Johannes Hartl: „Führen bedeutet, Menschen dazu aufzufordern, über sich hinauszuwachsen, sie so zu sehen, wie Gott sie gemeint hat und ihnen selbst eine Ahnung von der Größe zu geben, zu der sie berufen sind.“
Moderne Führung
Auch aus der Sicht eines „modernen“ Führungsverständnisses wird deutlich, dass ein übermäßiger Leistungsdruck auf Kosten der langfristigen Entwicklung nicht nachhaltig ist. Wer als Führungskraft ausschließlich Leistung verfolgt, wird in seiner Organisation die die Voraussetzungen für Leistung verlieren, wie z.B.
– stabilisierte Persönlichkeiten mit einer erwachsenen Bewusstseinsentwicklung,
– eine Kooperationskultur, die die Menschen mitnimmt, und
– eine wirkungsvolle Strategieumsetzung, die auf Effekte abzielt,
– die sinnstiftende Arbeit für alle ermöglicht.
Die Balance ist also wichtig!
Drei Schlüsselkompetenzen stehen für uns dabei im Mittelpunkt
Diesen zugeordnet geben wir 8 praktische Tipps für den Führungsalltag für die Aufgabe der Mitarbeiterentwicklung.
»Sich selbst führen zu können«
bedeutet: Führung (und auch Nächstenliebe) beginnt bei einem selbst. Nur wer sich selbst führen / lieben kann, kann auch andere führen / lieben. Mehr Achtsamkeit, Selbstwahrnehmung und Selbstmanagement können dabei helfen, die eigene Wirksamkeit in der Führung zu erhöhen.
Tipp 1: Entwickle Geduld! Besonders, wenn Du von Dir selbst sagst: „Als sie verteilt wurde, stand ich hupend und fluchend im Stau.“
»Sich führen lassen zu können«,
bedeutet, sich von Fall zu Fall auch von seinen Mitarbeitern – aus einer Perspektive von unten nach oben – führen zu lassen. Das fällt umso leichter, wenn man selbst seine Führungsrolle eher als Dienstleistung, denn als Privileg versteht. Ein solcher „servant leader“ sieht seine Position nicht untergraben, wenn er sich von seinen Mitarbeitern beraten lässt.
Tipp 2: Kommuniziere regelmäßig mit jedem direkt zugeordneten Mitarbeiter auch über Themen, die nichts mit der aktuellen, operativen Aufgabe zu tun haben. Höre dabei aufmerksam zu und bemühe dich darum, Verständnis für diese Perspektive zu entwickeln. Denn Verständnis entwickeln ist ein verbindender Gedanke. Und nimm dir dafür mehr als 5 Minuten pro Monat Zeit. Das hilft dir auch beim nächsten Tipp.
Tipp 3: Eine hilfreiche Unterstützung bei der Mitarbeiterentwicklung ist so individuell, wie die Mitarbeiter individuell sind. Deren Betreuung und Führung kann also nicht für alle gleich sein, wenn sie entwicklungsförderlich sein soll. Führe durch Fragen und Zuhören.
»Andere führen zu können«
bedeutet, durch Motivation oder noch besser Inspiration, durch Wertschätzung, Empathie, Empowerment und Bereitstellung sinnstiftender Arbeit den Mitarbeitern eine Ahnung von der Größe zu geben, zu der sie berufen sind.
Tipp 4: Der Unternehmer und Schriftsteller Bodo Janssen sagt: „Solange Mitarbeiter Schwierigkeiten mit Schwierigkeiten haben, wird es schwierig mit der persönlichen Entwicklung.“ Es geht also nicht darum, als Führungskraft den Mitarbeitern alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, sondern darum, Resilienz zu entwickeln, sie dazu zu befähigen, mit Schwierigkeiten umgehen zu können.
Tipp 5: Ziehe in Erwägung, dass Mitarbeiter in einer anderen Aufgabe viel wirkungsvoller sein könnten. Stell Dir dafür die unterschiedliche Eleganz eines Pinguins an Land und im Wasser vor. Vielleicht findest du geeignetere Einsatzmöglichkeiten für Mitarbeiter, gerade indem du auch Ziele erwägst, die über Umsatz, Absatz und Ertrag hinausgehen.
Tipp 6: Gib den Mitarbeitern die Spielräume, die sie brauchen, um hineinwachsen zu können, so wie auch manche Topfpflanzen von Zeit zu Zeit einen größeren Blumentop brauchen. Zu dieser Art des Empowerments gehört auch das Zutrauen, dass die Mitarbeiter das dann im Lauf der Zeit schon auch können, auch wenn sie es anders machen, als Du es selbst machen würdest. Und auch dann, wenn sie zu einem unerwarteten Ergebnis kommen. Nicht zwingend ist Deine Lösung die beste oder gar die einzig mögliche. Gib Deinen Mitarbeitern diesen Vertrauensvorschuss zumindest, solange er sich nicht als unberechtigt erwiesen hat. Dazu gehört auch regelmäßiges Feedback „in Wahrheit und Güte“.
Tipp 7: Ermutige zur Veränderung und bewerte nicht ganz gelungene Versuche nicht als Misserfolg oder gar Fehler. Denn sie sind notwendiges Lernen auf der Suche nach einem neuen Weg.
Tipp 8: Investiere in die Weiterbildung, auch wenn das den Marktwert der Mitarbeiter erhöht und sie damit für andere Arbeitgeber attraktiver werden. Es steigert nämlich auch die Loyalität und die Attraktivität als Arbeitgeber. Der CFO fragt: „Warum sollten wir so viel Geld ausgeben?“ Der CEO sagt: „Stell dir vor, wir täten es nicht.“ Und auch unsere Erfahrung sagt: Wenn du nicht bereit bist, gute Mitarbeiter mit Deinem Segen gehen zu lassen, dann bewerben sich auch keine guten Kandidaten mehr bei Dir. Und einige kommen auch gerne und dankbarer wieder zurück, wenn sie den „blühenden“ Nachbarsgarten von innen erlebt haben.
In der Entwicklung dieser Kompetenzen liegt der Schlüssel zu erfolgreicher Mitarbeiterentwicklung.
Die Bedeutung für unsere Beratungsarbeit
Bei Esteamacon bemühen wir uns auch selbst um unsere 10 (An-)Gebote für benediktinisch geprägtes Führen und das bedeutet für uns: Ausgehend von einem positiven Menschenbild und der Wichtigkeit von selbstbestimmter Weiterentwicklung erachten wir das Vorhandensein oder Schaffen von Raum, um etwas oder sich selbst auszuprobieren, für Reflexion und Lernen als unabdingbare Voraussetzung für unser individuelles Wachstum und unsere Leistungsfähigkeit. Wir ermöglichen generell Menschen bei uns und bei unseren Klienten, sich zu entwickeln, indem wir sie unterstützen, ihre Potentiale zu erkennen und zu nutzen. Hindernisse dafür versuchen wir zu beseitigen. Insbesondere unterstützen wir Menschen auf ihrem Weg zu einer verantwortungsvollen und vor allem ganzheitlichen Führungskraft.
Wie man sieht, sind diese bewährten Regeln bei einer Übersetzung in eine aktuelle Welt und ihren Sprachraum aktueller denn je und eine Orientierung für eine Gesellschaft, in der wir zukünftig gerne leben wollen.
#Führung #Leadership #ServantLeadership #PotenzialEntfalten #Inspiration #Estamacon #BenediktinischeFührung #Persönlichkeitsentwicklung #Kooperation #SinnstiftendeArbeit